Resilienz in Unternehmen: Chancen zur Weiterentwicklung
Ein Unternehmen kann nur so innovativ und erfolgreich sein wie die Menschen, die dort arbeiten. Diese sind in der modernen Welt aber einem ungeheuren Druck ausgesetzt – häufige Veränderungen, drängende Fristen, die zunehmende Digitalisierung und die ständige Erreichbarkeit stellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor große Herausforderungen. Mit diesen kann nicht jeder gleich gut umgehen. Krisen und Belastungen wirken sich negativ auf das menschliche Wohlergehen aus. Das ist nicht nur schlimm für die betreffende Mitarbeiterin bzw. den betreffenden Mitarbeiter, sondern auch fürs Unternehmen an sich. Schließlich leidet darunter die Leistungsfähigkeit des Individuums, die Stimmung im gesamten Team und die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.
Was bedeutet Resilienz im Unternehmen?
Damit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den Herausforderungen des beruflichen Alltags besser umgehen können, braucht es Resilienz. Denn resiliente Menschen bestechen nicht nur in schwierigen Zeiten mit Stärke und Gelassenheit, sondern meistern ihren gesamten Arbeitsalltag besser als Personen, die weniger belastbar und stabil sind.
Aber was heißt das nun genau? Wodurch zeichnen sich resiliente Menschen in der Arbeitswelt aus und wie wirken sich diese auf ein Unternehmen aus?
- Sie erkennen das Positive an Veränderungen und betrachten sie nicht als negatives Ereignis.
- Sie kommen schneller mit den steigenden Anforderungen des modernen Arbeitslebens zurecht.
- Sie haben gelernt, mit Stress positiv umzugehen.
- Sie stecken Rückschläge und Misserfolge besser und schneller weg als ihre Kolleginnen und Kollegen.
- Sie bewahren auch in sehr hektischen Zeiten ihre Ruhe und wirken so positiv auf ein Team ein.
- Sie können Meinungsverschiedenheiten ertragen und fokussieren sich dabei auf die Lösung des Problems.
- Sie haben gelernt, an ihre eigenen Fähigkeiten zu glauben und nicht an sich zu zweifeln.
- Sie suchen proaktiv nach Lösungen und warten nicht darauf, dass aus einem kleinen Problem ein großes wird.
- Sie übernehmen Eigenverantwortung.
- Sie erkennen in der Krise die Chancen, die sich aus ihr ergeben.
Warum sollte Resilienz auf allen Ebenen im Unternehmen gefördert werden?
Für ein Unternehmen ist es wichtig, Krisenzeiten unbeschadet zu überstehen. Dafür braucht es Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auf die man sich auch in Zeiten des Umbruchs verlassen kann. Damit die Beschäftigten diese Phase unbeschadet und gesund meistern, muss das Unternehmen ihnen ein Umfeld bieten, in welchem flexibel mit den Belastungen umgegangen wird. Resilienz ist eine nicht zu unterschätzende Eigenschaft, um die Gesundheit der Angestellten dauerhaft zu erhalten und diese nicht ausbrennen zu lassen. Resilienz zu etablieren, schafft ein Unternehmen aber nicht allein – es müssen alle beteiligten Parteien (Unternehmen, Führungskräfte und Beschäftigte) zusammenarbeiten.
Resilienzfaktoren für eine resiliente Arbeit
Unter sogenannten Resilienzfaktoren versteht die Forschung Faktoren, die die innere Widerstandsfähigkeit bedingen bzw. fördern. Davon gibt es unzählige. Folgende Faktoren sind jedoch vor allem in Bezug auf das betriebliche Gesundheitsmanagements wichtig für eine resiliente Organisation, da sie sich auf Ebene des Unternehmens, der Führungskräfte und der Angestellten auswirken:
1. Selbstwirksamkeit: Das Konzept der Selbstwirksamkeit beruht auf einer Theorie von Albert Bandura, der darunter die Erwartungshaltung versteht, die Anforderungen aus eigener Kraft bewältigen zu können. Der Mensch verspürt dann Stress, wenn er meint, mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen eine Aufgabe nicht bewältigen zu können. Eine ausgeprägte Selbstwirksamkeit sorgt dafür, dass man überwältigende Aufgaben gar nicht erst als solche wahrnimmt, weil man sich zutraut, diese aus eigener Kraft zu meistern. Ein Unternehmen kann diese fördern, indem es Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten zur Verfügung stellt. Das führt zu einer ständigen Weiterentwicklung und stärkt neben deren Employability auch deren Kompetenzerleben.
2. Kohärenzgefühl: Aaron Antonovsky hat das Kohärenzgefühl zum Kern seiner Salutogenese, der Beschäftigung mit der Entstehung von Gesundheit, gemacht. Dieses Gefühl setzt sich aus drei entscheidenden Faktoren zusammen: der Verstehbarkeit, der Machbarkeit und der Sinnhaftigkeit. Das Zusammenspiel dieser drei Faktoren entscheidet darüber, ob die psychische Gesundheit einer Angestellten oder eines Angestellten erhalten und gefördert wird. Das Gefühl der Kohärenz entsteht dann, wenn die Aufgaben verständlich und die Rahmenbedingungen im Unternehmen transparent sind, man weiß, welche Ressourcen zur Erledigung zur Verfügung stehen und man deren Sinnhaftigkeit nachvollziehen kann. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellen sich in ihrem beruflichen Alltag ständig die Frage „Wozu?“. Wenn ein Unternehmen und dessen Führungskräfte diese Frage sinnvoll beantworten, mündet das in resilienter Arbeit.
3. Aktives Coping: Darunter versteht man lösungsorientierte Bewältigungsstrategien im Umgang mit Stress und psychischen Belastungen. Diese zeichnen sich durch den Fokus auf das Ziel aus. Beschäftigte, die sich auf das Ziel konzentrieren, üben Eigenverantwortung und suchen aktiv nach Unterstützung, um das Ziel erfolgreich erreichen zu können. Coping ist jedoch nicht nur etwas, das Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betrifft. Ein resilientes Unternehmen fördert diesen Resilienzfaktor durch eine offene Dialogkultur und ein ressourcenorientiertes betriebliches Gesundheitsmanagement. Auch Führungskräfte spielen hier eine zentrale Rolle: Sie können Handlungsspielräume schaffen, um die Selbstverantwortung in ihrem Team zu steigern. Zudem nehmen sie eine wichtige Vorbildfunktion ein.
Wie kann Resilienz im Unternehmen gestärkt und gefördert werden?
Ein Unternehmen resilient zu gestalten, ist wichtig, aber nicht einfach. Wie kann man die Resilienz erhöhen? Wie verbessert man die Widerstandskraft eines Unternehmens? Wer sich diese Fragen stellt, ist schon die ersten wichtigen Schritte in die richtige Richtung gegangen. Nun folgen die sieben Schritte zur Resilienz, die nach und nach zu positiven Ergebnissen im Unternehmen führen:
- Die lebende Strategie: Jede Strategie ist nur so gut wie ihre Umsetzung. Achte darauf, dass jede strategische Initiative sich in den Prozessen des Unternehmens und im Verhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter widerspiegelt.
- Diversifikation: Für jedes Unternehmen ist es wichtig, dass es sein Portfolio immer wieder überprüft. So kann schon vorzeitig auf neue Entwicklungen reagiert werden. Zudem ist darauf zu achte, das Portfolio weitestgehend zu diversifizieren.
- Außenansicht: Um fundierte Innovations- und Investitionsentscheidungen zu treffen, muss ein Unternehmen das Ökosystem, das es umgibt, aktiv beobachten. So etabliert man eine Art Frühwarnsystem, das dabei hilft, Veränderungen schnell wahrnehmen zu können. Besonders in stressigen Zeiten ist es von Vorteil, ein funktionierendes Außenradar zu haben und so schnell reagieren zu können.
- Innere Stärkung: Passende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, ist schwer. In Zukunft wird das Suchen von neuen Angestellten noch schwieriger. Für ein Unternehmen ist es somit ein wichtiger Wettbewerbsvorteil, innovative Personen für sich gewonnen zu haben – und das über einen langen Zeitraum. Das stärkt das Unternehmen von innen heraus und ist nur dann möglich, wenn ein resilientes Unternehmen den Menschen ein positives Arbeitsumfeld schafft.
- Offene Unternehmenskultur: Die besten Ideen entstehen in einem Unternehmen dann, wenn es auf Offenheit und Dialog setzt. Niemand präsentiert innovative Ansätze, wenn man durch eine feindselige Unternehmenskultur eingeschüchtert wird.
- Einfachheit: Resiliente Unternehmen verzichten auf komplexe Abläufe, darunter versteht man vor allem althergebrachte und nicht mehr zeitgemäße Prozesse und bürokratische Hürden. Unternehmen, die ihre inneren und äußeren Prozesse vereinfacht haben, profitieren vor allem in stressigen Zeiten davon.
- Das Ganze betrachten: Unternehmen verlieren sich oft in Details, die die Sicht auf das große Ganze verstellen. Vor allem das Management tut gut daran, sich die Sicht auf das Geschehen im Unternehmen nicht zu verstellen und sich in schwierigen Situationen nicht in kleinen Details zu verrennen.
Was können Führungskräfte tun?
Wenn sich in einem Unternehmen etwas verändert, passiert das meist ohne Zutun und Zustimmung der Belegschaft. Das ist der organisationalen Resilienz nicht förderlich. Warum? Weil man sich als Mitarbeiterin und Mitarbeiter dem Veränderungsprozess hilflos ausgeliefert fühlt. Damit das nicht der Fall ist, muss die individuelle Resilienz der Angestellten gefördert werden und dabei können Führungskräfte unterstützend helfen, indem sie
- ihre eigene Achtsamkeit im Umgang mit ihrem Team und mit sich selbst trainieren.
- einen lösungsorientierten Umgang mit Problemen und Konflikten pflegen.
- lernen, ihre eigenen negativen Emotionen zu kontrollieren.
- sich selbst dem lebenslangen Lernen verschreiben und so mit gutem Beispiel vorangehen.
- Informationen zur Ist-Situation und zu anstehenden Veränderungen im Unternehmen einholen und diese aktiv und offen an ihr Team weitergeben.
- lernen, Unterstützung anzufordern, anzunehmen und diese auch anzubieten.
Was können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tun?
Nicht nur Führungskräfte sind für die Stärkung der Resilienz verantwortlich – auch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens. Diese können
- einen gesundheitsfördernden Umgang mit anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern pflegen.
- transparent und klar kommunizieren sowie in Meetings aktiv zur Sinnstiftung beitragen.
- Handlungsspielräume schaffen und die Eigenverantwortung stärken.
- ihre Rolle klar abstecken und eine Vorbildfunktion ausüben.
Was können Unternehmen tun?
Aber nicht nur die Führungskräfte sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tragen dazu bei, Resilienz in einer Organisation zu integrieren, sondern auch das Unternehmen selbst. Es kann bestimmte Maßnahmen setzen, die, langfristig integriert, positive Auswirkungen auf die Unternehmensresilienz haben. Folgende Maßnahmen versprechen Erfolg:
- eine transparente und aktive Informationskultur etablieren, um Unsicherheiten auf Seiten der Belegschaft zu vermeiden und deren Akzeptanz für Veränderungen zu erhöhen.
- auf Basis einer psychischen Gefährdungsbeurteilung geeignete Maßnahmen für ein gesundes und gutes Betriebsklima entwickeln.
- Führungskräften aktiv Fortbildungen mit Fokus auf Mitarbeiterorientierung, Lösungsorientierung, Konfliktmanagement und Sensibilisierung für psychische Gesundheit anbieten.
- allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Angebote für ein lebenslanges Lernen bieten.
- eine Wertschätzungs- und Dialogkultur entwickeln, die sich durch alle Ebenen des Unternehmens zieht.
Unterstützung für Unternehmen: Resilienz fördern mit Mindful Leadership
Das sind nur einige der Maßnahmen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Führungskräfte und Unternehmen setzen können, um Resilienz zu einem fixen Bestandteil in der Organisation werden zu lassen. Eine weitere ist die Teilnahme am Resilienz- und Achtsamkeitsseminar am Mindlead Institut (ehemaliges Mindful Leadership Institut). Hier lernst du nicht nur die Grundlagen zum Thema Resilienz und die neurobiologische Basis von Stress, Entspannung sowie die positive Auswirkung von Achtsamkeit auf dein Wohlbefinden, sondern auch einfache, umsetzungsorientierte Modelle, Übungen und Techniken für deine eigene Resilienzpraxis.
Am Mindlead Institut kannst du dich zudem zu einer Achtsamkeitstrainerin bzw. einem Achtsamkeitstrainer im Führungskontext oder zu einer zertifizierten Beraterin bzw. einem zertifizierten Berater für Achtsamkeit in Organisationen ausbilden lassen und anderen zu mehr Achtsamkeit und Resilienz im Unternehmen verhelfen.