Was ist Resilienz? Eine Erklärung.
Manchen Menschen fällt es einfach leicht, mit Stress, Druck und Niederlagen fertig zu werden, ohne dabei die eigene Psyche oder Physis gesundheitsschädlich zu belasten. Vielmehr gehen sie aus Krisen gestärkt hervor. Woran das liegt? An ihrer Resilienz. Sie haben gelernt, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen.
Was ist Resilienz und durch welche Merkmale zeichnet sie sich aus?
Das Wort ‚Resilienz‘ leitet sich vom lateinischen Verb ‚resilire‘ ab, das übersetzt so viel bedeutet wie ‚zurückspringen‘ oder ‚abprallen‘. Deshalb wurde der Begriff ‚Resilienz‘ ursprünglich in der Physik verwendet, um die besondere Eigenschaft eines Stoffes zu bezeichnen, der nach seiner Verformung durch Druck und Belastung von außen wieder zurück in seine ursprüngliche Form findet. Unter Resilienz in einem psychologischen Kontext versteht man hingegen eine Form von Anpassungsfähigkeit, die Personen dabei hilft, auf Veränderungen und Probleme mit der Anpassung ihres Verhaltens zu reagieren. Eine eindeutige und alleinstehende Definition von Resilienz gibt es in der Psychologie jedoch nicht, da Resilienz zahlreiche Schnittstellen mit den verschiedensten Bereichen des Lebens hat. Das macht es schwer, nur eine einzige, für alle Bereiche gültige Definition zu finden. Aber egal, auf welchen Lebensbereich sich der Begriff ‚Resilienz‘ gerade bezieht, zwei Aspekte müssen immer gegeben sein, um von Resilienz sprechen zu können:
- Es besteht eine belastende Situation.
- Diese Situation wird erfolgreich gemeistert.
Zudem zeichnet sich Resilienz durch bestimmte Merkmale aus, die sie im Kontext eines jeden Lebensbereiches kennzeichnen:
- Resilienz ist keine fixe, sondern eine variable Größe.
- Sie ist nicht stabil und vorhersehbar, sondern situationsspezifisch und kontextabhängig.
- Resilienz ist nicht auf alle Lebensbereiche eins zu eins übertragbar.
- Sie ist ein dynamischer Entwicklungs- und Anpassungsprozess.
Welche Bestandteile hat Resilienz?
Im Zusammenhang mit dem Begriff der Resilienz fällt immer wieder auch jener der Achtsamkeit. Und das kommt nicht von ungefähr, schließlich ist Achtsamkeit elementar, um voll und ganz im Hier und Jetzt zu sein und aus dieser achtsamen Position heraus Herausforderungen zu begegnen. Die Resilienz nutzt das Prinzip der Achtsamkeit und vereint dieses mit weiteren wichtigen Aspekten. Wahrnehmung, Körpergefühl, Glaubenssätze, innere Haltung und Antrieb sind wesentliche Faktoren, um resilient den Alltag zu meistern.
Bestandteile einer starken inneren Resilienz sind beispielsweise:
- Das Akzeptieren der Tatsache, dass manches nicht veränderbar ist.
- Das Erkennen er eigenen Bedürfnisse und das Artikulieren und Verfolgen dieser.
- Das Klären der eigenen Verantwortung und deren Kommunikation.
- Die bewusste Kommunikation in ambivalenten Situationen.
- Das Bewusstsein, den eigenen Fokus beeinflussen zu können.
- Das Verstehen der Dynamik hinter Veränderungsprozessen und zu lernen, auf diese adäquat zu reagieren.
- Die eigenen Glaubensätze erkennen und verändern.
- Lernen, Dankbarkeit zu praktizieren.
Das ist nur ein Auszug der vielen weiteren Elemente, die Resilienz ausmachen. Die wichtigsten Bestandteile der Resilienz lassen sich in drei Bereich gliedern:
- Der Umgang mit den eigenen Ressourcen, den eigenen Fähigkeiten und dem Wissen um die eigenen Werte.
- Der Umgang mit anderen Menschen, der Kommunikation mit ihnen, die zwischenmenschliche Konfliktlösung und Beziehungsregulation sowie alle Bereiche menschlicher Interaktion – darunter fällt auch die resiliente Führung.
- Der Umgang mit Ereignissen, Kontexten und Dingen.
Was versteht man unter individueller Resilienz?
Unter individueller Resilienz versteht man mehr als die physikalische Definition des Begriffs zulässt. Schließlich können Menschen mit innerer Stärke viel mehr als nach einer Krisenzeit wieder zurück in ihre Ursprungsform zu finden
Resiliente Individuen…
… passen sich veränderten Bedingungen schneller an.
… reagieren flexibel auf herausfordernde Situationen.
… haben ein hohes Maß an Selbststeuerungsfähigkeiten.
… finden nach stressigen Phasen wieder schnell zu innerer Ruhe.
… durchleben herausfordernde Zeiten mit mehr Akzeptanz.
… lernen aus Krisen.
Was ist organisationale Resilienz?
Der Begriff der Resilienz bezieht sich jedoch nicht nur auf einzelne Individuen, sondern lässt sich auf ganze Systeme ausweiten – darunter versteht man die organisationale Resilienz. Sie befasst sich mit der Widerstandskraft ganzer Unternehmen und Organisationen in Bezug auf Stress und größere Herausforderungen. Sie berücksichtig die Interaktion der einzelnen Teammitglieder innerhalb festgelegter Strukturen untereinander. Welche Rahmenbedingungen sind hier gegeben? Wie wird kommuniziert? An welchen Werten wird sich orientiert? Die Organisation bzw. das Unternehmen stellt hier die Basis für die Resilienz jeder Mitarbeiterin und jedes Mitarbeiters dar. Es braucht somit effektive und unterstützende Führungskräfte, die durch gelebte Resilienz als Vorbild dienen.
Wie wirkt Resilienz?
Resilienz wirkt sich jedoch nicht nur so aus, dass eine Person oder ein ganzes Unternehmen besser durch eine Krise geht, sondern hat weitreichendere Auswirkungen als man zunächst annehmen würde. Viele Forschungsprojekte haben bewiesen, dass sich gelebte Resilienz auch wie folgt auf jeden Menschen auswirkt:
- Sie fördert die psychische Gesundheit.
- Sie verringert körperliche Beschwerden.
- Sie verhilft zu einer rascheren Erholung.
- Sie verringert empfundene Ängste.
- Sie verringert die Wahrscheinlichkeit depressiver Episoden.
- Sie führt zu mehr Zufriedenheit.
Was bringt Resilienz im Arbeitsalltag?
Resilienz kann einen enormen Einfluss auf den eigenen Arbeitsalltag haben, schließlich ist dieser oft geprägt von stressigen und belastenden Situationen. Besonders als Führungskraft ist man ständig gefordert und Phasen des Abschaltens sind immer seltener gesät. Resilienz hat keinen Einfluss darauf, wie häufig jemand einer Stresssituation ausgesetzt ist, sehr wohl jedoch darauf, wie mit dieser umgegangen wird. Resilient im Arbeitsalltag zu sein heißt somit auch, ein gesundes Verhalten gegenüber belastenden Situationen zu pflegen und so deren schädlichen Einfluss auf Körper und Geist zu minimieren. Wie man Resilienz im eigenen Arbeits- und Führungsalltag stärken kann, erfährst du hier: Resilienz aufbauen: Gestärkt durch den Führungsalltag
Durch was zeichnet sich ein resilienter Mensch aus?
Resiliente Menschen können besser mit belastenden Situationen umgehen und so den schädlichen Einfluss von Stress auf die eigene Psyche und Physis verringern. Folgende Eigenschaften zeichnen resiliente Menschen aus:
- Sie sind kreativ: Kreativ zu sein heißt nicht unbedingt, gut malen oder musizieren zu können. Kreativ zu sein heißt, neue Lösungswege aus Situationen zu finden und neue Denkansätze zu nutzen, um ans Ziel zu kommen.
- Sie sind sich ihrer Talente und Grenzen bewusst: Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung. So verhält es sich auch mit der Resilienz, denn Selbsterkenntnis hilft dabei, die eigenen Möglichkeiten abzuschätzen und sich realistische Ziele zu setzen.
- Sie verlassen sich auf ihre Fähigkeiten: Ein resilienter Mensch kennt seine Stärken und auch seine Schwächen. Es fällt ihm daher leichter, Aufgaben abzugeben, wenn andere diese besser erledigen können.
- Sie sehen keine Probleme, sondern Chancen: Resiliente Menschen sehen in jeder Veränderung die willkommene Gelegenheit, um sich neu zu orientieren, Neues zu lernen und neue Ziele zu erreichen.
- Sie üben sich in Bewusstheit: Resiliente Menschen setzen auf Mindfulness, denn sie wissen, dass sie die Vergangenheit nicht ändern können und es nichts bringt, sich mit einer ungewissen Zukunft zu belasten. Vielmehr fokussieren sie sich auf das Hier und Jetzt, in dem sie die Weichen für ein erfolgreiches Morgen stellen.
- Sie betrachten das Leben objektiv: Resiliente Menschen sind keine Pessimisten, vielmehr sind sie Realisten, die eine optimistische Grundeinstellung haben.
- Sie versuchen nicht über alles die Kontrolle zu haben: Der Wunsch, alle Aspekte des Lebens im Griff zu haben, führt zu Stress und Spannung. Wer resilient sein Leben begeht, kommt nicht aus dem Tritt, wenn er oder sie die Zügel nicht stets in der Hand hält.
- Sie umgeben sich mit positiven Menschen: Resilient zu sein heißt, eine positive Lebenseinstellung zu haben. Und diese wird auch im eigenen Freundeskreis geschätzt.
Was ist das Gegenteil von Resilienz?
Das genaue Gegenteil dieses Begriffes ‚Resilienz‘ in die ‚Vulnerabilität‘, die sich vom lateinischen Wort ‚vulnus‘ ableitet. Übersetzt heißt ‚vulnus‘ Wunde und genau diese spüren Menschen, die, obwohl sie vieles erreicht haben und ein gutes Leben führen, sich schnell verletzt fühlen und oft über Ungerechtigkeiten ihnen gegenüber klagen. Vulnerabilität heißt jedoch nicht unbedingt, ausgesprochen sensibel oder empfindsam zu sein – schließlich können sich auch unsensible Personen schnell angegriffen fühlen. Vulnerable Menschen sind im Gegensatz zu resilienten nicht in der Lage, Herausforderungen aus eigener Kraft zu bewältigen sowie mit Stress einen gesunden Umgang zu pflegen, und leiden deshalb in Krisenzeiten ganz besonders. Wer vulnerabel ist, kann seinen Umgang mit Herausforderungen jedoch durch die Förderung der Resilienz verbessern.
Was sagt die Resilienzforschung?
Seit Jahrzehnten beschäftigt sich die Resilienzforschung mit diesen Fragen: Woran liegt es, dass manche Menschen trotz schwieriger Umstände ein glückliches und erfolgreiches Leben führen? Was führt dazu, dass resiliente Menschen gestärkt aus Krisenzeiten hervorgehen, während andere an ihnen zerbrechen? Diese Fragen sind noch nicht allumfassend beantwortet, denn so wie es keine alleinige Definition des Begriffs ‚Resilienz‘ gibt, so entwickelt sich auch das Resilienzkonzept stets weiter. Der Bundesverband Deutscher Resilienz-Trainerinnen und -trainer (DVRT) arbeitet unaufhörlich daran, ein besseres Verständnis der Resilienz in Gesellschaft und Wirtschaft zu fördern und darüber hinaus Menschen dabei zu helfen, mit Resilienz ein gesünderes und stressfreies Leben zu führen.
Welche Resilienzfaktoren gibt es?
Bereits die Kleinsten entwickeln Resilienz. Ihre Widerstandsfähigkeit ist jedoch meist ihrer geringen Lebenserfahrung und somit ihrer Naivität geschuldet. Je älter ein Mensch wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass dauerhafte oder wiederkehrende Herausforderungen seine natürliche Resilienz herabsetzen. Diese kann jedoch wieder gestärkt werden: Mitgefühl, Vertrauen und Zuspruch wie auch autogenes Training oder eine Psychotherapie helfen dabei. Der Mensch kann seine Resilienz stärken, denn er ist wandelbar. Zu diesem Ergebnis ist auch eine Gemeinschaftsstudie der Universitäten Leipzig, Mainz und Münster gekommen. Sie haben zudem auch Resilienzfaktoren definiert, die trainierbar sind und dabei helfen, besser mit stressigen Situationen umgehen zu können. Resilienzfaktoren sind zum Beispiel:
- Die Selbstreflexion: Das eigene Denken, Fühlen und Handeln mit dem Ziel zu analysieren und zu hinterfragen, mehr über sich selbst herauszufinden, hilft dabei, zu erkennen, welche Resilienz-Eigenschaften man bereits mitbringt. Die besten Voraussetzungen für einen erfolgreichen und gesunden Umgang mit Krisen sind dann gegeben, wenn man sich selbst kennt.
- Die Verarbeitung: Sich über seine eigenen Denkmuster klarzuwerden und seine eigene Gefühlswelt kennenzulernen – das ist entscheidend. Denn nur wer negative eingefahrene Muster erkennt, kann in Krisenzeiten neue Lösungswege finden.
- Die Denkweise: Wer davon überzeugt ist, dass sie oder er Resilienzfaktoren besitzt, kann schon besser mit Krisen umgehen als Menschen, die daran zweifeln. Resilienz ist somit auch eine Entscheidungssache.
Wie kann man Resilienzfaktoren fördern?
Auch wenn es so scheint, dass manchen Menschen ein gelassenerer Umgang mit Stress und Problemen in die Wiege gelegt wurde, so ist Resilienz doch keine rein angeborene Fähigkeit. Sie lässt sich ein Leben lang trainieren und weiterentwickeln. Selbst zu erkennen, dass man einen ungesunden Umgang mit Stress pflegt und aus Krisen gestärkt hervorgeht, ist der erste Schritt in Richtung Resilienz. Denn dann reflektierst du bereits dein Denken, Fühlen und Handeln. Das Achtsamkeitsseminar: Resilienz im Alltag stärken am Mindlead Institut (ehemaliges Mindful Leadership Institut) hilft dir dabei, deine Resilienz mit der Unterstützung professioneller Trainerinnen und Trainer zu verbessern. Hier lernst du nicht nur die Grundlagen der Resilienz, sondern auch einfache, umsetzungsorientierte Modelle, Übungen und Techniken für die eigene Praxis kennen sowie Ansätze dafür, deinen beruflichen und privaten Alltag unter dem Aspekt der Resilienz neu zu sehen.
» Zum Resilienz- und Achtsamkeitsseminar
Neben einem Resilienzseminar kannst du dich am Mindlead Institut auch zu einer Achtsamkeitstrainerin bzw. einem Achtsamkeitstrainer im Führungskontext oder zu einer zertifizierten Beraterin bzw. einem zertifizierten Berater für Achtsamkeit in Organisationen ausbilden lassen.